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Erlaubt oder verboten? Frei stehen mit dem Wohnmobil in Deutschland und Europa.

Aktualisiert: 24. Aug. 2022

Hallo liebe Camper,

gerade jetzt in Corona Zeiten ist das alles mit dem Campen mehr als schwierig. Unsere Regierung bittet nicht zu reisen, wenn es nicht dringend nötig ist, in Deutschland sind die meisten Stell- und Campingplätze geschlossen und das ganze Thema Einreise, Ausreise, Tests bzw. nachträglichen Quarantäne, machen eine Urlaubsreise nicht unbedingt entspannter.


Andererseits schleifen bei immer mehr Menschen die Nerven am Boden und immer schneller kommen Camper auf die Idee, ach komm dann stehen wir eben mit dem Wohnmobil 1,2,3 Tage frei an einem Ort, bevor es weiter geht.


Doch wie ist das eigentlich genau mit den „frei steh Gesetzen“ in Deutschland und den beliebtesten Camping Ländern Europas?

Wir haben uns für euch schlau gemacht.

Frei stehen/ wild campen in Deutschland und Europa… wo ist es erlaubt, wo verboten und wie sieht es dann in der Realität aus?

Frei stehen in …. Deutschland!

Rechtlich: Wildes campen bzw. frei stehen ist in Deutschland grundsätzlich verboten! Da geht es auch erstmal nicht um euer „Campingverhalten“ (also z.B. die Nutzung draußen von Tisch, Stühlen, Markise und Grill), frei stehe, wildes campen bzw. das Übernachten im Reisemobil an öffentlichen Orten ist in Deutschland nicht erlaubt.


Realität: Immer wieder wollen sich Camper auf die „Wiederherstellung der Fahrbereitschaft“ berufen, um so (mehr oder weniger an jedem Ort) eine entspannte Campingnacht zu verbringen. Diese Möglichkeit gilt übrigens auch für viele Länder Europas. Hier solltet ihr allerdings nochmal ganz genau schauen, ob es nicht irgendwelche regionalen Verbote wie z.B. Naturschutzgebiet o.ä. gibt, in denen ihr euch gerade befindet.


Denn ja es stimmt, dass es diese Möglichkeit gibt. Allerdings können wir jedem Camper nur davon abraten diese Möglichkeit als „Camping Freibrief“ anzusehen. Genau genommen bedeutet „Wiederherstellung der Fahrbereitschaft“, der Fahrer des Fahrzeugs ist so erschöpft, dass er das Fahrzeug nicht mehr sicher führen kann und an Ort und Stelle bis zu maximal 10 Stunden schlaf benötigt.


Mittlerweile sehen auch viele Ordnungsbeamte das Thema „Wiederherstellung der Fahrbereitschaft“ deutlich enger als noch vor einigen Jahren, das bedeutet:

Sich nachvollziehbar auf die Wiederherstellung der Fahrbereitschaft zu berufen, während man z.B.:

  • gerade am schönsten Ort der Küste steht, weit weg von der Autobahn, umringt von anderen Campern

  • mehrere mögliche Fahrzeugführer an Bord hat

  • zur Begründung Alkohol getrunken hat.

  • bereits seit mehreren Stunden an diesem Ort steht

  • gerade ausschweifend kocht

  • sich nur wenige Kilometer von zuhause/ dem Ziel aufhält

  • oder sogenanntes „Campingverhalten“ an den Tag gelegt hat

wird schwierig und wie gesagt, Polizei/ Ordnungsamt verstehen da mittlerweile an vielen Orten nur noch wenig Spaß. Wiederherstellung der Fahrbereitschaft bedeutet genau genommen, man sucht sich auf der Route zu einem angestrebten Ziel, in direkter Nähe einen Parkplatz, verschließt Türen und Fenster und schläft, um dann einige Stunden später halbwegs erholt am Ziel anzukommen.


Noch ein letzter Satz zu dem Thema:

Da aktuell das touristische Übernachten Corona bedingt verboten ist und ggf. sogar nächtliche Ausgangsperren gelten, sollte es von Beginn an natürlich einen Grund geben, warum man überhaupt aktuell irgendwo übernachten muss. Sich auf die Wiederherstellung der Fahrbereitschaft zu berufen, obwohl man touristisch unterwegs ist und klar ist, dass diese touristische Reise mindestens einer Übernachtung bedarf, wird von Anfang an schwierig. Wer aktuell erwischt wird, muss mit einem Knöllchen in Höhe von ca. 300 Euro und einem Platzverweis rechnen.


Wild campen/ frei stehen in Europas beliebtesten Campingländern:

Frei stehen mit Wellenrauschen… ist das im Jahre 2021/2022 eigentlich noch möglich und erlaubt???


Belgien:

Rechtlich: In Belgien ist das frei stehen mit dem Wohnmobil auf öffentlichen Parkplätzen und am Straßenrand für maximal 24 Stunden ERLAUBT! Allerdings… auch hier gibt es Ausnahmen: In der gesamten Region Flandern und in einem Bereich von ca.10 Kilometern zur Küste, ist sämtliches freie Übernachten verboten. Davon abgesehen gelten natürlich die örtliche Hinweisschilder.


Realität: In Belgien ist es ähnlich wie in der Niederlande, verbotenes frei stehen wird fast immer gesehen und bestraft, ein Knöllchen kostet in der Regel ca. 150 Euro.


Besonders: In Belgien gibt es die sogenannten „Pfahlcampingplätze“. Das bedeutet, an besonders schönen Orten gibt es einen markierten Baumpfahl, in dessen direkter Umgebung gecampt werden darf.


ABER was immer mal wieder falsch behauptet wird: Diese „Pfahlcampingplätze“ sind NICHT für Camper samt Fahrzeugen gedacht, bzw. das campen an diesen Orten samt Womo ist sogar verboten. Die Pfahlcampingplätze sind nur für Camper samt Zelt.


Dänemark:

Rechtlich: Wildes Campen/ frei stehen mit dem Wohnmobil/ Wohnwagen ist in Dänemark grundsätzlich VERBOTEN.


Realität: Wir lesen immer mal wieder, dass Camper in der Nebensaison keine Probleme bekommen haben, wenn sie mal irgendwo ALLEINE auf einem Parkplatz übernachtet haben. In der Hauptsaison gibt es deutlich häufiger Probleme. Während der Sommermonate werden frei stehende Camper deutlich häufiger gebeten, einen Parkplatz abends zu verlassen und den nächsten Campingplatz aufzusuchen. Ist dieser dann allerdings voll belegt, beginnt gerade in den Sommermonaten eine unschönes Suche nach einem freien regulären Platz. .


Frei stehen in… Frankreich

Rechtlich: Das frei stehen mit dem Wohnmobil ist in Frankreich auf öffentlichen Parkplätzen erlaubt. Allerdings gibt es auch in Frankreich wieder einige „ABER’S“. Also grundsätzlich darf man sogar bis zu 7 Tagen auf einem Parkplatz/ am Strassenrand stehen, so lange man keine anderen Verkehrsteilnehmer behindert oder ihnen die Sicht versperrt.


ABER… handelt es sich um Naturschutzgebiete, Strand/ Küsten Bereiche, private Grundstücke (ohne schriftliche Genehmigung) oder den 500m Umkreis zu Sehenswürdigkeiten, ist wildes campen jeglicher Art KOMPLETT VERBOTEN! Dabei gilt auch in Frankreich… man darf sich an den erlaubten Orten maximal im geschlossenen Fahrzeug aufhalten, Campingverhalten ist grundsätzlich nicht erlaubt.


Realität: Ich behaupte mal, in Frankreich kommt es aktuell noch sehr auf die Region an. Wild campen samt Campingverhalten wird in der Saison, an Atlantik- und Mittelmeerküste stark kontrolliert und mit der Polizei lässt sich nicht gut diskutieren. Sagen wir aber mal ihr seid in der Nebensaison unterwegs und steht irgendwo im Landesinneren, dann sind Kontrollen eher unwahrscheinlich.

Aus eigener Erfahrung kann ich nur den Tipp geben geeeenau zu schauen, wo sich mögliche Naturschutzgebiet befinden. Davon gibt es in Frankreich deutlich mehr, als ich gedacht hätte und eine Übernachtung an diesen Orten kostet ratz fatz unangenehme 2000 Euro.


Norwegen:

Rechtlich: Jedermannsrecht gilt NUR für Camper samt Zelt. In Norwegen ist das frei stehen nur noch für maximal eine Nacht erlaubt, wenn Hinweisschilder nichts anderes besagen.


Realität: Leider gilt auch in Norwegen dass, was für sooooo viele Länder gilt. Die Massen an frei stehenden Campern haben für erhebliche Probleme mit Anwohnern gesorgt. Darum wurde das wilde Campen in Norwegen vor ca. 2 Jahren nochmal deutlich eingeschränkt. Seitdem darf man nur noch maximal 1 Nacht irgendwo an einem öffentlichen Ort frei stehen, sehr, sehr viele Parkplätze, Strandabschnitte usw. wurden allerdings durch Hinweisschilder o.ä. für uns Camper komplett gesperrt. Der Traum vom erlaubten easy peasy frei stehen ist in Norwegen leider ausgeträumt! Norwegen ist landschaftlich der aasabsolute Wahnsinn, allerdings… die Stell- und Campingplätze sind vergleichsweise teuer und VORSICHT vor Knöllchen, auch diese sind deutlich teurer als in Deutschland.

Beispiel: Werdet ihr z.B. erwischt, dass ihr euer Grauwasser einfach mal irgendwo ab lasst, liegt ein „ganz normales Knöllchen“ umgerechnet schnell bei über 4800 Euro!!!


Letzter Hinweis zu Norwegen: ACHTUNG Campingklo!

Die Campingtoilette darf in Norwegen nur an ganz speziellen Entsorgungsstellen geleert werden (selbst Campingplätze verfügen nicht immer über eine solche Entsorgung, weil der Anschluss für die Betreiber sehr teuer ist). Das leeren der Kassette über andere Entsorgungsstellen wie z.B. öffentliche Toiletten o.ä. ist wirklich streng verboten und stellt je nach Region sogar eine echte Straftat da.

Die Küsten in Dänemark sind wunderschön und oftmals Menschen leer. Dennoch wird es mit dem frei stehen in der Saison oft schwierig.

Italien

Rechtlich: Rechtlich ist sämtliches wilde campen in Italien VERBOTEN. Dies gilt auch für die italienischen Inseln Sardinien und Sizilien.


Realität: Auch in der Realität wird das wilde Campen in Italien zu 99,9% bestraft, sollte man euch erwischen. Meist zahlt ihr dann eine Strafe von ca. 300 Euro, über den Daumen gepeilt könnt ihr aber auch sagen… je größer und bekannter eine Stadt/ eine Touri Region ist, um so höher sind die Strafen, die auch mal schnell bei bis zu 600 Euro gehen können.


Wie gesagt, auch auf den Inseln gilt dieses Verbot. Hier kann man allerdings auch sagen, gerade in der Nebensaison und abseits der absoluten „Hot Spots“ ist man als Camper noch ganz gern gesehen. Auf den Inseln wird eher mal ein Auge zugedrückt als am Festland. Es gibt allerdings auch eine gute Nachricht. Einige Gemeinden bieten Campern bis heute kostenlose Übernachtungsplätze an, die weitestgehend unbekannt sind. Einziger Haken, die Adressen bekommt man meist nur durch den persönlichen Kontakt zur Gemeinden, bei denen man sich anmelden MUSS.


ACHTUNG, diese Plätze dürfen nur von angemeldeten Touristen genutzt werden!!!! Leider wurden einige dieser Plätze auch schon über die bekannten „frei steh“ Stellplatz Apps weiter empfohlen, nur leider haben die wenigsten Leute mitgeteilt, dass diese kostenlosen Plätze nur nach Anmeldung genutzt werden dürfen. Keine Anmeldung, keine Erlaubnis um im schlechtesten Fall, hohe Bußgelder.