Hi ihr Lieben,
es ist mal wieder Zeit für eine neue Camper Kolumne. Diesmal stellen wir die Frage… ist das noch Camping?
Ich stamme aus einer Familie die nie etwas mit dem Thema Camping am Hut hatte und ich behaupte einfach mal, bis heute kann meine Verwandtschaft so gar nicht verstehen, was mir am Campen so gut gefällt. Wenn ich meine Tante fragen würde was sie mit einem Camping Urlaub verbindet, dann bin ich mir sicher, es kämen Antworten wie:
ein kleines Zelt,
feuchte Zeltwände, feuchte Kleidung, feuchter Schlafsack
Ungemütliche Nächte auf der Luftmatratze
Und spätestens gegen 5 Uhr morgens wird es so kalt, dass man sich nach einem warmen Hotelzimmer sehnt.
SUPER URLAUB!!! …. Ende der Siebziger
Doch auch in der Campingwelt bleibt die Zeit natürlich nicht stehen und jeder Camper der halbwegs Internet affine ist, kennt einige der unzähligen Gruppen, Seiten, Blogs und Foren, die in den vergangenen Jahren gegründet wurden.
So „natürlich“ der Charme der Campingwelt auch seien mag, das Internet gehört genau so dazu, wie das Zirpen der Grillen im Sonnenuntergang. Und wenn ich mich in diesen Gruppen so umschaue oder das ein oder andere live auf den Stell- und Campingplätzen Europas erlebe, denke, sehe und lese ich immer wieder die Frage:
Ist das noch Camping???
Gestern stand ich auf dem neuen Campingplatz in Karlsruhe, saß in aller Ruhe vor dem Wohnmobil an meinem Laptop, bis ich plötzlich hinter mir eine gewisse Hektik verspürte.
Nur wenige Sekunden später fuhr halb Wohnmobil, halb Reisebus auf den Stellplatz hinter mir oder sagen wir besser, ein etwas älteres Pärchen versuchte den riesigen Liner im Wert einer sehr ordentlichen Eigentumswohnung auf den Stellplatz zu zirkeln.
10 Reifen, Slideout und eine Höhe von weit über 3,80 Meter… dagegen wirkte das kleine Zelt der Camper auf der Wiese rechts von mir, als wäre es unmöglich auch nur eine einzige Nacht darin zu verbringen.
Doch die reine Art der "Unterkunft" ist beim Campen wei weitem nicht alles.
Solaranlagen, Wechselrichter, Grillstation, Küchenmaschine, LED Lampe mit Powerbank, Geschirrspüler und Backofen… ist das alles noch Camping? Klar, auch mir stellt sich diese Frage immer mal wieder. Ganz besonders, wenn es um das Thema Auto und Autoanhänger am Reisemobil geht.
Ich kann mich also nicht frei davon Sprechen, dass ich noch nie dachte, muss das wirklich sein, ist das noch Camping? Ich bin ja nunmal nicht frei aller Fehler! Wenn man sich doch für ein Reisemobil entschieden hat, muss man dann einen Anhänger mit PKW ans Reisemobil „binden“? Gehört zum Campen nicht auch dazu, dass man vor Ort zu Fuß oder per Rad unterwegs ist? Mal ganz davon abgesehen, dass so ein extra PKW die Standdauer und den Platzbedarf auf Stellplätzen deutlich verändert.
Warum nutzen Camper die so gar nicht auf ein Auto verzichten möchten nicht von vornherein einen Wohnwagen? So wie ich mir diese Fragen stelle, erzeugen auch andere Dinge wie z.B. ein Thermomix im Womo oder gar die Spülmaschine im Campervan, in vielen Campinggruppen sehr deutliche Fragen und Kommentare. Was wiederum dazu führt, dass diese Posts aufgrund von „mieser Stimmung“ regelmäßig, von aufmerksamen Admins, geschlossen werden müssen.
Doch was ist denn dann noch Camping?
Rechne ich die Frage nach dem Camping doch einfach mal knallhart und etwas unrealistisch runter!
Liner, Reisemobile, Wohnwagen oder gar Tiny Houses mit der ganzen entsprechenden Ausrüstung… neeeeeein, das ist kein Camping!
Bleibt also nur das gute, alte Zelt! Doch Zelt ist ja nicht gleich Zelt!!! Ein Zelt das man hoch wirft und es steht? Neeeeeeiiiiiiin, das ist kein Camping! Ein Zelt bedeutet… Stangengewirr und jede Menge Heringe, damit das Teil nicht bei jedem Windstoß die Fliege macht! Und wenn das Zelt erst einmal steht.
Klappbett, Luxus-Matratze oder Isomatte? NEIN, das ist kein Camping!!! Es muss die olle, quietschige Luftmatratze sein, an der die eigene Haut so schön festklebt und maximal ein schnöder Schlafsack! Gaskocher, Campinglaterne oder gar Campingstühle? NEIN, das ist ganz sicher auch kein Camping!!!
Aber was ist denn dann Camping?
Ein kleines Zelt, Stockbrot und ein Lagerfeuer, das wärme und Licht erzeugt
Außerdem…
feuchte Zeltwände,
feuchte Kleidung
ungemütliche Nächte
und eiskalte Füße um 5 Uhr morgens.
Sollte meine Tante also doch recht behalten und in der Campingwelt gab es seit den wilden Siebzigern gar keine Veränderungen?
Ist das noch Camping?
Laut einer „chinesischen Weisheit“ (oder etwas ähnlichem) ist: „Camping der Zustand in dem man seine eigene Verwahrlosung als Urlaub empfindet.“
Und was ist Camping für mich?
Camping ist die Reiseform die ich liebe! Die mir ermöglicht meinen Urlaubsort ständig zu wechseln, die mir die Freiheit gibt zwischen Stadt, Land, Grill und Herd zu wechseln wie mir beliebt, die Menschen mit Lust auf Schlappen anstatt High-Heels verbindet und die mir innerhalb einer Gemeinschaft dennoch Privatsphäre ermöglicht.
Ob ich nun im Reisemobil und mein Nachbar im Zelt oder Liner pennt, ist mir ziemlich egal. Solange ich nicht ins Zelt muss … und ansonsten ist Camping eine und meine Leidenschaft, die Menschen aus aller Welt verbindet.
Nicht mehr… nicht weniger!
Wie man schläft, wo man schläft und ob man mit Küchenmaschine kocht oder über dem Lagerfeuer… letztendlich sind es doch nur irgendwelche Details. Beim Camping im großen und ganzen geht es um die Leidenschaft zur Natur, dem Reisen, den Menschen, die unser Leben on the Road verbinden.
Und was ist Camping für dich?
Ich wünsche euch einen sonnigen Tag, weitere Velocate Camper Kolumnen findet ihr im Magazin oder einige Beispiele direkt hinter den folgenden Links: Das Campingklo – Die Camper unter sich Kolumne, Kolumne „Camper unter sich“ – Der Einkauf vor der Tour!, Der saubere Mai! – Die Velocate Camper Kolumne.
Isa und das velocate Team
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